Charles Ponzi: Vater des Schneeballsystems

Charles Ponzi: Vater des Schneeballsystems
Foto: Pixabay

Charles Ponzi (* 3. März 1882 in Parma, Italien) war auch bekannt unter den Pseudonymen Charles Ponei, Charles P. Bianchi, Carl und Carlo. Charles Ponzi war ein italienischer Immigrant in den USA und dort einer der größten Betrüger seiner Zeit. Kunden, die nach heutigem Geldwert ca. 198 Millionen Dollar angelegt hatten, wurden um ihr Vermögen geprellt. Im englischen Sprachraum ist seine Betrugsmasche unter dem Begriff „Ponzi Scheme“ („Ponzi-Masche“) bekannt, in Deutschland sagen wir „Schneeballsystem“ dazu.

Im November 1903 kam Ponzi mit 2,50 US-Dollar in die USA. Er arbeitete in einem Restaurant und lernte zunächst Englisch. Bereits dort wurde er nach kurzer Zeit wegen Betrügereien entlassen. 1907 zog er nach Montréal in Kanada, wo er als Bankangestellter arbeitete. Um seine Rückkehr in die USA zu finanzieren, stellte er sich bei einem ehemaligen Kunden vor und fälschte einen Scheck über 423 Dollar im Namen seines Chefs. Er wurde wegen Betrugs zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung verbüßte Ponzi wegen Menschenhandels eine weitere Gefängnisstrafe in Atlanta (USA). Anschließend begann Ponzi Branchenbücher zu verkaufen, jedoch scheiterte das Unternehmen schnell. Ein glücklicher Zufall führte ihn dann zu einem neuen Geschäftsfeld: Er erhielt einen Brief von einem Unternehmen in Spanien, das einen Katalog bestellen wollte und einen Internationalen Antwortschein beifügte. Da der Wert dieser Scheine in Europa aufgrund von Währungsverlusten sehr niedrig war, kaufte Ponzi sie auf und verkaufte sie in den USA mit einem großen Gewinn.. Er gründete die Firma „Securities Exchange Company“ und begann Kunden zu werben, die ihr Geld in diese Antwortscheine investierten. Ponzi versprach enorme Renditen von 50% in nur 45 Tagen oder die Verdoppelung des Geldes. Die Kunden waren begeistert von dem schnellen Erfolg und reinvestierten ihre Gewinne.

In nur wenigen Monaten machte Ponzi ein Vermögen von mehreren Millionen Dollar. Doch als ein Möbelhändler erfolglos versuchte, sein Geld zurückzufordern, wurde die Aufmerksamkeit der Medien auf Ponzi gelenkt. Das Finanzamt nahm Ponzi unter die Lupe. Es stellte sich heraus, dass Ponzi nur wenige Antwortscheine besaß, obwohl er behauptet hatte, Hunderte von Millionen von ihnen zu besitzen.. Insgesamt wurden Ponzi 15 Millionen Dollar von rund 40.000 Kunden anvertraut, doch bei der Durchsuchung seiner Büros wurden nur 1,5 Millionen gefunden. Er wurde schließlich zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Der Betrug, der nach ihm benannt wurde, sollte als Warnung für alle dienen, die schnell reich werden wollten, ohne dabei auf legale Weise zu handeln.

Obwohl es oft fälschlicherweise als Synonym für das Schneeballsystem verwendet wird, unterscheidet es sich in mehreren wichtigen Punkten davon. Beide Systeme erfordern eine exponentiell steigende Anzahl von Teilnehmern, um nicht zu kollabieren, und die Gewinnausschüttungen der bestehenden Teilnehmer werden durch die Beiträge neuer Teilnehmer gedeckt. Der Hauptunterschied besteht darin, dass beim Schneeballsystem der „Kunde“ die Quelle der Gewinnausschüttung kennt (weil er sie selbst anwirbt), während die Urheber des Systems ihm unbekannt sind. Beim Ponzi-Schema hingegen ist der Urheber des Systems jedem „Kunden“ bekannt, aber die Quelle der Gewinnausschüttungen wird ihm verschleiert.

Nachdem er vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, versuchte er 1925 in Florida erneut, Menschen durch Grundstückshandel zu betrügen. Er kaufte Land für 16 Dollar pro Acre und verkaufte es für 10 Dollar pro Teil, indem er den Käufern versprach, ihr Geld innerhalb von nur zwei Jahren um das 530.000-fache zu vermehren. Dabei verschwieg er jedoch, dass das Land überwiegend sumpfig und überschwemmt war.

Als der Betrug aufgedeckt wurde, landete er wieder im Gefängnis. Obwohl er versuchte, seine Freiheitsstrafe durch eine Deportation ins Ausland zu ersetzen, wurde sein Gesuch vom damaligen Präsidenten Calvin Coolidge abgelehnt.

Nachdem er sieben Jahre lang in Boston im Gefängnis gesessen hatte, wurde Ponzi 1934 auf ein Schiff nach Italien geschickt. Obwohl er wegen seiner früheren Taten verurteilt worden war, betrachtete ihn die Öffentlichkeit immer noch als Helden. In Rom arbeitete er zunächst als Übersetzer. Schließlich vertraute ihm der italienische Diktator Benito Mussolini die Leitung der brasilianischen Filiale der staatlichen italienischen Fluggesellschaft Ala Littoria an. Nachdem er von der Fluggesellschaft entlassen worden war – der Zweite Weltkrieg hatte das Fluggeschäft ruiniert – versuchte er sich in verschiedenen Jobs als Manager und lebte zuletzt von Arbeitslosenunterstützung und einem kleinen Zuverdienst durch Englischunterricht. Er starb 1949 in Rio de Janeiro, Brasilien.

Charles Ponzi: Vater des Schneeballsystems
Über Redaktion 178 Artikel
Bizzino B2B-Magazin für Deutschland Österreich Schweiz für Business-Profis mit Themen wie Business, B2B, Online-Marketing und eRecruiting, sowie Employer Branding, Human Ressources, Internet und Digital Life. Firmenpräsentationen, Startups, Awards, Auszeichnungen und Messen. BIZZINO ergänzt die Medienlandschaft im Bereich der Online-Magazine als redaktionell geführtes Special Interest Premium Magazin und befasst sich mit den Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung insbesondere für B2B-Unternehmen, das das Gros der deutschen Wirtschaft. Inhalte in digitaler Transformation zu Unternehmensinformationen, Brancheninformationen, neuen Geschäftsmodellen, veränderten Wertschöpfungsketten, anderen Organisationsstrukturen und Mitarbeiteranforderungen. BIZZINO präsentiert eine kluge Auswahl an Beiträgen für Business-Insider. BIZZINO richtet sich vornehmlich an UnternehmerInnen und Führungskräfte in und aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Außerdem an Firmen, für die der deutschsprachige Raum Absatzgebiet oder Wirkungsstätte ist.