Außenstände, sprich die Gelder auf die man warten muss, bis der Kunde oder eben die Kunden ihre Rechnungen bezahlen, sind mitunter immens. Vor allem, wenn die Marge nicht besonders hoch ist, muss man den Löwenanteil oder einen sehr großen Teil des Rechnungsbetrag vorfinanzieren, um Personalkosten, Materialkosten, Werkzeugkosten, etc. vorzufinanzieren, bis der Kunde letztendlich die Rechnung bezahlt. Factoring bietet Unternehme(r)n die Möglichkeit die Rechnung sofort zu Geld machen. So kann der Kunde sein Zahlungsziel dennoch ausschöpfen, aber der Rechnungsteller bekommt sein Geld sofort; abzüglich ein paar Prozent für den Factoring-Dienstleister.
Das ist nämlich das Geschäftsmodell der Factoring-Dienstleister: Sie kaufen den Unternehmern quasi die Außenstände ab und zahlen sofort aus, behalten aber ein paar Prozent für sich und Ihre Tätigkeit bzw. Leistung. Schließlich müssen sie ja auch das Zahlungsziel (manchmal bis zu 90 oder 120 Tage) abwarten bis der Kunde dann letztendlich den Rechnungsbetrag anweist. Die Höhe der Gebühren richtet sich verständlicherweise nach der Zeit, die die Forderung vorfinanziert werden muss und nach dem Risiko eines kompletten Verlust durch Nichtzahlung der Rechnung, wobei sicherlich auch die Bonität des Kunden / Debitors eine Rolle spielt. Hinzu kommt noch eine Gebühr für die Leistungserbringung an sich, die sich auch wiederrum danach richtet, wieviel Management in puncto Rechnungsstellung und Mahnwesen das Factoringunternehmen übernimmt.
Factoring ist nicht gleich Inkasso
Factoring vom Lateinischen „factura“ für „Rechnung“ ist ein Anglizismus und bezeichnet die gewerbliche Übertragung von Forderungen eines Unternehmens gegen einen oder mehrere Forderungsschuldner (Debitor) vor Fälligkeit der Zahlung. Es ist nicht zu verwechseln mit der Übertragung, dem Verkauf oder der Abtretung von Forderungen nach Zahlunsgfälligkeit, was das Inkasso beschreibt. Factoring kann ein gutes Werkzeug sein, um seine Außenstände zu minimieren; kostet aber auch.
Unechtes und echtes Factoring
Beim echten Factoring werden Forderungen mit dem kompletten Risiko des Forderungsausfalls an den Dienstleister, den sogenannten Factor, übertragen. Beim unechten Factoring verbleibt das Delkrederrisiko beim Lieferanten. Egal ob echt oder unecht: In beiden Fällen haftet der Lieferant für den Rechtsbestand der Forderung und trägt somit weiterhin das Veritätsrisiko.
Factoring ist eine Finanzdienstleistung
Factoring ist als Finanzdienstleistung eine Finanzierungsquelle besonders für mittelständische Unternehmen und alle die, die mehr Liquidität sich wünschen oder brauchen. Durch echtes Factoring verkürzen sie ihre Bilanz um Forderungen und Verbindlichkeiten und verbessern ihre Liquiditätssituation sowie Eigenkapitalquote. Auch können sie von den administrativen Aufgaben des Debitorenmanagements befreit werden, weil der Factor hier viele Bereiche dessen übernimmt. Beteiligte sind der Lieferant bzw. Dienstleister als Rechnungsteller, der seine Forderungen aus Lieferungen und / oder Leistungen an einen Factor (Factoring-Anbieter) verkauft, und der Forderungsschuldner (Debitor) gegen den die übertragene Forderung besteht.
Jeder Unternehmer entscheidet selber, ob er Factoring in Anspruch nehmen will oder eben auch nicht. Vorteile sind sicherlich, dass die Forderungsanzahl sinkt, was auch steuerlich bei der Bilanz gut oder schlecht sein kann. In erster Linie verhilft Factoring dazu, dass man im Rechnungsbetrag enthaltende Kosten (Personal, Material, etc.) nicht mit Eigenmitteln so lange vorfinanzieren muss. Insofern eignet sich Factoring natürlich bei Rechnungsbeträgen mit geringen Margen eher, als bei Rechnungsbeträgen, wo vom Rechnungsbetrag per se wenig Kosten vorfinanziert werden muss.